Professor Kimmig hat zu Beginn seines Vortrages zum oft volkstümlich benannten „Schlägle“ sofort klargestellt: „Das Schlägle ist eine gefährliche Erkrankung“ und aufgezeigt, das man das Wort sofort aus unserem Sprachschatz streichen sollte. Die vielfältigen Anzeichen wie Sprach- oder Sprechstörungen, Schiefstellung des Mundes, Probleme beim Greifen oder beim Laufen, Schwindel oder Sehstörungen können ernsthafte Auswirkungen eines Schlaganfalls sein. Sein Credo: „Nicht zögern, sondern sofort die 112 anrufen, damit keine wertvolle Zeit für Diagnose und erste Akutmaßnahmen verstreicht, denn Zeit ist Hirn im wahrsten Sinne des Wortes. Beim Gang zum Hausarzt könnte so wertvolle Zeit verstreichen.“
In der Stroke Unit werden mit CT und MRT oder auch mit der Doppler- Duplexsonografie, einem Ultraschallverfahren zur Untersuchung der Blutgefäße, genaue Diagnosen getroffen und damit die ersten Therapiemaßnahmen für den Patienten eingeleitet. Ultraschalluntersuchungen des Herzens und Langzeit-EGK können helfen, die Ursachen des Schlaganfalls herauszufinden.
Die wichtigste Aufgabe zu Beginn ist, verstopfte Arterien wieder zu öffnen, auch um dadurch Risikogewebe im Hirn zu retten. Die dafür am häufigsten angewendete Methode ist die „Lyse“, die allerdings nur in einem Zeitfenster von 4,5 Stunden nach Beginn der ersten Schlaganfallsymptome zur Auflösung von Blutgerinseln Erfolg hat. Immer häufiger wird, wenn für den Patienten geeignet, auch die Thrombektomie angewendet. Hierbei werden durch Absaugen oder „Einfangen“ des Gerinsels mit einem Drahtkörbchen beeindruckende Erfolge erzielt, wie der Professor mit eindrucksvollen Videos zeigte. Unsere Stroke Unit im Schwarzwald-Baar Klinikum ist eine der Kliniken, in der diese moderne Methode an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr angewendet wird.
Auf der Stroke Unit werden die Patienten mindestens 72 Stunden überwacht, um bei Unregelmäßigkeiten Gefahren auszuschließen. Und ganz wichtig: Es wird sofort mit Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Logopäden positiv auf den Krankheitsverlauf Einfluss genommen.
Wertvoll waren für die Besucher auch die Tipps, wie man das Risiko eines zweiten Schlaganfalls mindern kann und dass regelmäßige Kontrollen durch einen Neurologen, eine Überwachung des Cholesterinspiegels, des Blutdrucks, des Blutzuckers und eine regelmäßige Medikamenteneinnahme für Risikopatienten ein „Muss“ sind. Als Arzt ist es ihm ganz wichtig, dass alles zum Wohl des Patienten passiert, wobei Angehörige einen großen Anteil haben. Wichtig ist zu wissen, dass man durch Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie auch nach längerer Zeit – natürlich mit eigenem Willen – wieder Laufen lernen und Auto fahren und so eine bessere Lebensqualität erreichen kann.