Viel besser als ein guter Wille, wirkt manchmal eine gute Pille – frei nach Wilhelm Busch. Aber nicht immer lassen sich über Medikamente so flotte Sprüche klopfen. In diesem Thema steckt viel Ernstes. Vor allem Schlaganfall-Betroffene müssen, um ihr Risiko zu minimieren, teilweise täglich eine gehörige Portion schlucken.
Und noch eine negative Begleiterscheinung gehört dazu: Das Lesen der Beipackzettel. Für viele von uns eine Horrorvision. Wer Medikamente einnehmen muss, hat Informationsbedarf und steht vor vielen Fragen: Warum bekomme ich heute – trotz gleichem Rezept – das Medikament von einem anderen Hersteller und mit anderer Bezeichnung. Muss ich die Aussage zu Rabattverträgen meiner Krankenkasse mit Pharmaunternehmen akzeptieren oder kann ich darauf bestehen, das Medikament, das mir mein Arzt verschrieben hat, auch zu bekommen?
Wann und wo kann ich eine Zuzahlungsbefreiung für meine Medikamente beantragen, welche Medikamente muss ich generell selbst bezahlen? Kann ich Medikamente mit abgelaufenem Datum noch einnehmen oder was ist mit Medikamenten, die billiger sind als die Rezeptgebühr? Kann ich mich darauf verlassen, dass preiswertere Versandapotheken mir auch die „richtigen“ Medikamente – heilbringend oder gesundheitsschädigend Originalmedikamente zuschicken, oder liegt hier die Gefahr von Arzneimittelfälschungen nahe? Diese Fragen und noch mehr wollen wir mit Silvia Haas, unter anderem zuständig bei der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg für Rabattverträge mit Medikamentenherstellern klären. Das ganze Interview mit Silvia Haas finden Sie unter Ratgeber Schlaganfall.
Bevor Medikamente Schaden anrichten – rechtzeitige Hilfe mit „ATHINA“.
Nebenwirkungen, die nicht so ausführlich im Beipackzettel stehen, können auftreten, wenn sich bei Einnahme mehrerer Medikamente einige untereinander nicht vertragen, mitunter auch das Gegenteil bewirken. Deshalb haben wir auch Heike Leiprecht eingeladen, Apothekerin in der Staufen-Apotheke in VS-Schwenningen – laut Information von der Leiterin der Pressestelle der Landesapothekenkammer BW, Frau Köppinger, aktuell die einzige zertifizierte Apotheke in unserer Region zur ATHINA-Medikationsanalyse. In ihrem Vortrag stellte sie das Projekt vor: Zentraler Baustein der Arzneimitteltherapiesicherheit ist die Medikationsanalyse, unerwünschte und vor allem vermeidbare Arzneimittelwirkungen können so ausgeschlossen werden, so die Apothekerin.
Wechselwirkungen können immer dann auftreten, wenn mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden, es kann zu einer Verstärkung aber sogar zur Aufhebung der Arzneimittelwirkung führen. Verschiedenste Nahrungsmittel, wie Milch, Grapefruit, Kaffee oder Alkohol sind im Zusammenhang mit Medikamenten kritisch zu betrachten. Heike Leiprecht machte deutlich, dass die Dosierung und auch die Einnahmezeitpunkte unter anderem für die Verträglichkeit, die erwünschte Wirkung oder auch zur Vermeidung von Nebenwirkungen wichtig sind.
ATHINA beinhaltet ein ausführliches Patientengespräch, in dem alle eingenommenen Medikamente festgestellt werden, danach erfolgt eine Überprüfung auf Doppelverordnungen, Wechsel- und Nebenwirkungen und im Abschlussgespräch werden, auch durch Kontaktaufnahme mit dem behandelnden Arzt, Lösungen besprochen.
Das Ergebnis der Medikationsanalyse bringt eine Aktualisierung der Dosierungen und richtige Handhabung von Medikamenten, verfallene Medikamente werden aussortiert, ebenso nicht mehr benötigte oder doppelte Arzneimittel. Die Medikationsliste – die eigentlich auch der Hausarzt jedem Patiente übergeben müsste – beinhaltet alle einzunehmenden Medikamente, die Dosierung und den Einnahmezeitpunkt. Der Patient gewinnt in jedem Fall, allein durch oftmals weniger Medikamente, die er einnehmen muss (geringere Kosten), aber auch durch die Reduktion von Wechslewirkungen.