Prof. Dr. med. Christian Spangenberg, Direktor der Klinik für Innere Medizin I, Schwerpunkt Gastroenterologie: “Für eine Darmspiegelung gibt es keine Alternative. Ich plädiere dafür, weil man dabei sieht, was sich im Darm abspielt.“

Forum Initiative Schlaganfall im August

„Alarm im Darm?“

Der Darm hat oft keinen guten Ruf. Mal ist er zu sensibel, mal streikt er und das Vorsorgeangebot einer Darmspiegelung hinterlässt bei vielen Menschen Unbehagen. Eine gewaltige Zahl lässt aufhorchen: Rund 55.000 Menschen erhalten jährlich die Diagnose Darmkrebs. Welche Vorboten-Signale sendet der Darm? Wann wird es Zeit für eine gründliche Untersuchung? Müssen in dem Fall Schlaganfall-Betroffene mit Mobilitätseinschränkungen mit Problemen rechnen? Wenn ja, welche?  Ist eine Koloskopie schmerzhaft? Auf Einladung der Initiative Schlaganfall hat Prof. Dr. med. Hans Christian Spangenberg vom Schwarzwald-Baar Klinikum Fakten rund um den Darm in seinem Vortrag angesprochen: “ Wenn ich Durchfall habe, wenn ich Blut im Stuhl habe – das sind Alarmsignale. Im Wesentlichen ist der Darm ein sehr genügsames Organ und macht gar nicht so viele Komplikationen indem er uns als Frühwarnsystem sagt, was tatsächlich los ist und wann wir aufhorchen müssen und den Arzt aufsuchen sollten“.

Darmvorsorge Nr. 1: Untersuchung auf Blut im Stuhl

Speiseröhre und Magen sind dem Dünndarm mit Zwölffingerdarm (so lang wie 12 Finger breit sind, ca. 20-30 cm)), Leerdarm und Krummdarm (ca. 4-6 Meter) vorgelagert und dann kommt der Dickdarm.

Hauptaufgabe des Dünndarms: Nahrung verdauen

Aufgaben des Dünndarms sind Verdauung – Säfte von Galle und Bauchspeicheldrüse helfen u.a. Fette aufzunehmen, Transport (Peristaltik), Aufnahme der Nahrungsbestandteile, Flüssigkeitsaustausch, die Aufrechterhaltung der Elektrolytbalance und die angemessene Abwehr von Antigenen, Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten. Mit dem Dünndarm gibt es trotz der Länge so gut wie keine Probleme, keine Karzinome. Der Dünndarm kann die Nahrung effektiv aufzunehmen, weil Falten, aufgelagerte Zotten und Mikrozotten die Oberfläche stark vergrößern und so die Nahrungsbestandteile aufnehmen.

Vergrößerung der Oberfläche des Dünndarms durch Falten, Zotten und Mikrozotten auf ca. 240 m²
Vergrößerung der Oberfläche des Dünndarms durch Falten, Zotten und Mikrozotten auf ca. 240 m²

Der nachfolgende Dickdarm beginnt mit einem aufsteigenden Ast, dann folgt ein querverlaufender Teil und danach ein absteigender Abschnitt. S-förmig folgt die Sigma-Schleife in der sich der Stuhl sammelt und dann folgt der Mastdarm, das Rektum.

Hauptaufgabe des Dickdarms: Flüssigkeitsentzug des Darminhaltes

Die Aufgabe des Dickdarms: Dem Darminhalt Flüssigkeit entziehen, die Verfestigung des Stuhlvolumens auf ca. 200ml pro Tag eine Verbesserung der Gleitfähigkeit durch Schleimproduktion und mit dem Mastdarm eine Bereitstellung eines Reservoirs.

Die Darmbakterien haben eine wichtige Aufgabe: sie haben eine Barriere-Funktion, damit keine Fremdstoffe in den Körper gelangen, sie regen die Dickdarmbewegung an und stimulieren das Immunsystem.

Welche Darmbeschwerden gibt es: Krämpfe, Schmerzen, Durchfall, Verstopfung, Blut im Stuhl und Blähungen – wichtig: das Blut ist selten sichtbar. Kommt es zu Blutungen im oberen Bereich, im Magen, sieht man kein frisches Blut, sondern das Blut ist eher schwarz, da es mit der Magensäure in Kontakt kommt, die chemische Reaktion lässt das Blut schwarz werden. Helleres Blut kommt oftmals durch oberflächliche Verletzungen. Dies lässt sich mit einer einfachen Stuhlprobe aber nachweisen.

Entwicklung des Darmkrebses – die Krebsvorstufen Polyp und Adenom sind bei einer Darmspiegelung leicht zu entfernen

Prof. Spangenberg: „Seit über 20 Jahren gibt es in Deutschland Vorsorgeuntersuchungen zum Darmkrebs. Erwiesen ist, dass eine frühzeitige Vorsorge sehr gut hilft. Beginnen sollte man mit 50 Jahren, ab diesem Alter ist die Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung für Frauen und Männer möglich. Solange sich der Darm nicht meldet, keine Symptome zeigt, wird das Thema Darmspiegelung gern verdrängt. Dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Die Patienten müssen lediglich in der Vorbereitung mit uns zusammenarbeiten. Und das bedeutet, der Darm muss sauber sein. Dann bietet er uns gute Diagnosemöglichkeiten und Heilungschancen. Da 99% der Patienten während der Untersuchung schlafen, ist die Angst vor dieser Vorsorgeuntersuchung völlig unbegründet.“ 

Seit 20 Jahren Krebsvorsorge durch Darmspiegelung

Bei den Risikofaktoren an Darmkrebs zu erkranken, sind Ernährungsfaktoren ganz vorne anzusehen, eine ballastarme und fettreiche Kost, rotes Fleisch und Mangel an Vitaminen und Spurenelemente sollte vermieden werden. Risikoerkrankungen sind Colitis Ulcerosa und chronisch verlaufende Entzündungen der Gallengänge. Hilfreich dagegen sind eine mediterrane Kost, eine Reduktion des Alkoholkonsums, Vermeidung von Übergewicht, Nichtrauchen und ausreichende Bewegung – eine ganz wichtige präventive Maßnahme, um keinen Darmkrebs oder auch nicht an anderen Krebsarten zu erkranken heißt Sport.

Interessant: Bei Schlaganfallpatienten ist die Erkennung von Blut im Stuhl aufgrund der Einnahme von Blutverdünnern im allgemeinen frühzeitiger.