Mechtild Wohnhaas-Ziegler, Plegdienstleiterin im Hospiz Via Luce

Forum Initiative Schlaganfall im Juni

„Hospiz – wo Lachen und Trauer Platz finden“

Was, wenn Krankheit nicht heilbar und unerträglich wird? Bedeutet das den Verlust jeglicher Lebensqualität? Oft fällt dazu das Wort Hospiz. Angehörige verbinden es mit Endstation und tiefer Trauer. Von Betroffenen selbst hört man den Vergleich mit einem Luxus-Hotel. Was hinter dem vermeintlichen Widerspruch steckt, wurde im Forum der Initiative Schlaganfall mit Mechtild Wohnhaas-Ziegler deutlich.

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Auch junge Menschen verbringen ihren letzten Lebensabschnitt im Hospiz: Mit 28 Jahren als Gast für ein paar Wochen im Hospiz Via Luce – eine junge Frau, die inmitten ihrer Kuscheltiere eine für sie gute Zeit genießen konnte

Mechthild Wohnhaas-Ziegler: „Es ist legitim und völlig normal, dass man vor dem Sterben Angst hat. Niemand weiß wie der Weg des Sterbens ist – und jeder Weg ist ganz individuell. Gerade unsere Gäste benötige besondere Hilfe, sie sind schwer krank. Aufgrund der Symptome können sie nicht in einem Pflegeheim untergebracht werden. Im Hospiz können wir diese Symptome lindern, damit sie noch einen lebenswerten Aufenthalt haben können. Deshalb sind wir eine große Familie, die gemeinsam lacht, aber auch Tränen miteinander teilt.

Ein stationäres Hospiz ist nichts Trauriges, man lebt dort selbstbestimmt bis zuletzt und kann alles so gut es geht genießen. Selbst für unser Team ist es toll, unseren Gästen trotz ihrer Situation Freude zu geben, ihnen Wünsche zu erfüllen. Wir schenken ihnen Zeit. Manchmal ist es auch wichtig, die Dinge einfach geschehen zu lassen. Unsere Arbeit ist nicht vergleichbar mit einem Pflegeheim oder Krankenhaus. Die Ansprüche an unser Team sind völlig andere.“

Krankheitsbilder, die einen Aufenthalt im Hospiz möglich machen

Gerade bei bestimmten Erkrankungen, die zu Atemnot führen, ist es wichtig, dass sofort einer aus dem Team für den Gast da ist, egal ob tagsüber oder in der Nacht. Ein großes Thema ist, Wünsche zu erfüllen. Dabei geht es nicht um problematische Ansprüche. Schon ein Frisörbesuch, eine Nacht unterm Sternenhimmel, die morgendliche Atmosphäre im Freien, ein Eisbecher zum Frühstück oder ein Gläschen Sekt nachts mit dem Personal zählen zu den schönen Momenten. Eine andere Art der Aufmerksamkeit gelte dagegen den Angehörigen, sie auf einen normalen Umgang mit Betroffenen vorzubereiten.

Die Anfänge der Hospizbewegung liegen in London…


Interessant war auch ein Rückblick in die Historie der Hospizbewegung: Hospiz bedeutete im Mittelalter Herberge, dort bekamen Kranke Essen und Unterkunft. Ciceley Saunders, 1918 geboren, war Krankenschwester und hatte 1967 das erste Hospiz in London gegründet. Dort wurden auch erstmals den Patienten starke Schmerzmittel gegeben.

Die Schweiz folgte deutlich später…

Später, 1969, hatte eine Schweizer Ärztin in Amerika den nächsten Schritt getan und sich mit den Sterbephasen der Patienten befasst. In Deutschland wurde erst 1986 durch Prof. Christph Student in Aachen das erste Hospiz eröffnet.

Erst 1986 wurde das erste Hospiz in Deutschland in Aachen eröffnet

Erst danach wurden Kriterien festgelegt, wer in ein Hospiz kommen kann: Grundvoraussetzung – er leidet an einer Erkrankung, die bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat, bei der eine Heilung ausgeschlossen und eine palliativmedizinische Behandlung notwendig und eine Krankenhausbehandlung nicht mehr erforderlich ist – meist sind das fortgeschrittene Krebserkrankungen.

Die Kosten des Hospizes werde zu 95% von den Kranken- und Pflegekassen bezahlt, 5% muss das Hospiz über Spenden aufbringen – der Gast muss nichts bezahlen!

Alle im Team haben eine spezielle fachliche Ausbildung, das Hospiz bietet Logopädie, Physiotherapie, Fußreflexzonenmassagen, Aromatherapie, Atemstimmulierende Einreibungen, Podologische Fußpflege und Kunsttherapie an, alles um die Lebensqualität der Gäste zu verbessern. Dazu kommt natürlich auch eine medizinische Versorgung, eigentlich mit dem Hausarztmodell und zusätzlich eine palliativmedizinische Betreuung. Das Hospiz Via Luce bietet Platz für 8 Betten in Einzelzimmern mit eigener Dusche mit Zugang zu einer Terrasse mit Blick in die Natur und auch 2 Angehörigenzimmer mit Ruhemöglichkeit und sanitärer Einrichtung. Ein Gemeinschaftsraum bietet sich an für ein gemeinsames Frühstück oder auch zum gemeinsame Feste zu feiern. Streicheleinheiten für Katzen oder Hunde sind im Gegensatz zum Krankenhaus auch möglich, sie sind oft Balsam für die Seele.

Der Sterbeprozess dauert oftmals länger…

Um allen Gästen eine bestmögliche Betreuung zu geben, gibt es im Via Luce neben 10 Vollzeitstellen Teilzeitkräfte für den Hauswirtschaftsdienst, einen Sozialen Dienst und Ehrenamtliche Helfer des Hospiz Fördervereins.

Drei Sprüche hatte Mechthild Wohnhaas-Ziegler in ihrem Vortrag auch dabei:

„Die Menschen kommen nicht ins Hospiz um zu sterben, sondern um leben bis zuletzt.“

„Ich habe keine Angst vor dem Tod, ich möchte nur nicht dabei sein, wenn es passiert.“ Woody Allen

Ein Ausspruch von Vaclav Havel, der genau zum Hospiz Via Luce passt…

Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Überzeugung, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“
Václav Havel