Dirk Sautter, Leiter der Integrierten Leitstelle im Schwarzwald-Baar-Kreis beim Vortrag

Expertenvortrag im April: Notruf 112, wo genau ist der Notfallort?

Priorität hat die kürzeste Strecke für die geeignete medizinische Behandlung

„Rettungswagen, Martinshorn, Blaulicht, Notarztfahrzeug, Feuerwehr, Hubschraubereinsatz – sachlich und unaufgeregt ermitteln Disponenten in der Villinger Leitstelle, welche dringende medizinische Unterstützung für Rettung und Versorgung von Notfall-Patienten eingeleitet werden müssen“, so Dirk Sautter, der auf Einladung der Initiative Schlaganfall die Aufgaben der Integrierten Leitstelle im Schwarzwald-Baar-Kreis vorstellte.

Begrüßung der Besucher der Initiative Schlaganfall zum Vortrag von Dirk Sautter, dem Chef der Integrierten Leitstelle

Die integrierte Leitstelle wird gemeinsam vom DRK Villingen-Schwenningen und dem Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis betrieben. Sie ist die zentrale Notrufeinrichtung unseres Landkreises und zuständig für die Alarmierung von Rettungsdienst, Feuerwehr, aber auch TRW, Wasserrettung, Bergrettung, Katastrophenschutz und Luftrettung.

Kernaufgaben ist die Alarmierung, Lenkung, Koordination und Überwachung der jeweiligen Einsätze mit der Gewährleistung der Betriebsbereitschaft an 365 Tagen für 24 Stunden im Jahr. Mindestens 2 Mitarbeiter, werktags sind zeitweise 5 Personen im Dienst und um das alles abdecken zu können, gibt es 16 Personalstellen. Egal wo man die 112 im Schwarzwald-Baar-Kreis wählt, landet man immer in der integrierten Leitstelle VS, dabei kann es durchaus vorkommen, dass Sie mit einem Fahrzeug aus Rottweil ins Klinikum gefahren werden, wenn dieses schneller am Einsatzort sein kann.

Zum Zuständigkeitsbereich gehören neben 12 Rettungswachen Feuerwehren, die Bergwacht, DLRG und THW – und das alles für rund 217.000 Einwohner

Zum Zuständigkeitsbereich der Leitstelle gehören 12 Rettungswachen, Rettungsfahrzeuge, ein Baby-Notarztwagen, Feuerwehr und Bergwacht, DLRG, Rettungshunde, Höhenrettung und einen Notfall-Nachsorgedienst, das sind ehrenamtliche Kräfte, die besonders geschult sind und insbesondere bei tödlichem Ausgang die Hinterbliebenen betreuen.

In der Integrierten Leitstelle landet nicht nur der Notruf 112, mit der 07721 19222 können Sie einen Krankenwagen für einen Liegend-Transport, für einen Patienten mit Rollstuhl zum Arzttermin oder zur Dialyse anfordern, aber das möglichst mit einigen Tagen Vorlauf. In neueren Fahrzeugen ist ein Notrufsystem installiert – ecall – der automatisch einen Unfall erkennt und diesen in die Leitstelle meldet.

Auch an Menschen mit Sprach- oder Hörbehinderung ist gedacht – mittels der App Nora können diese ihren Notruf absetzen. Sogar kritische Pegelstände von Flüssen werden automatisch weitergeleitet, damit prophylaktisch ein Hochwasserschutz vorbereitet werden kann, aber auch die Überwachung des Rettungshubschraubers bei Start und Landung.

Neben der 112 kommen verschiedene Alarme in der Leitstelle an, die dann verschiedene Einrichtungen aktivieren…

Dirk Sautter: „Was passiert, wenn Sie den Notruf wählen? Mit der 2-W-Regel werden von der Leitstelle die Örtlichkeit „wo“ abgefragt und dann steht die Frage „warten“ – es wird gefragt, was passiert ist. Manchmal reicht das schon aus, um das notwendige Rettungsfahrzeug loszuschicken, aber manchmal geben wir bis zum Eintreffen des Rettungsfahrzeuges am Notfallort telefonische Hilfestellung.“

Die Frage, wer arbeitet in der Leitstelle beantwortet Dirk Sautter kurz und knapp: „Notfallsanitäter bzw. Rettungsassistenten mit einer Ausbildungszeit von 3 Jahren und die dann bei der Feuerwehr eine weitere Ausbildung erfahren. Erforderlich ist auch ein Kurs, um einen medizinischen Notfall in englischer Sprache abfragen zu können und ein weiterer Kurs, um Wiederbelebungsmaßnahmen telefonisch übermitteln zu können und Angehörige entsprechend anzuleiten. Um zum Einsatz in einer Leitstelle zu kommen ist abschließend die Weiterbildung zum Leitstellendisponenten erforderlich.“

Interessant ist ein Blick auf die Arbeitsplätze der Disponenten: Einer der 4 Monitore zeigt eine digitale Landkarte mit den im Einsatz befindlichen Rettungsfahrzeugen, sodass der den Notfallort am schnellsten erreichbare Wagen zum Einsatz geschickt werden kann.

Daten über Daten, damit die Rettungsfahrzeuge am richtigen Ziel eintreffen…

Damit es möglichst viele Informationen für die Leitstelle gibt, ist eine Datenbank vorhanden mit 1.300 Gemeinde- und 3500 Gemeindeteile-Koordinaten sowie 200.000 Straßen- bzw. 150.000 Hausnummern-Koordinaten, die den Rettungsfahrzeugen zum Navigieren zur Verfügung gestellt werden. Im Schwarzwald-Baar-Kreis sind ca. 400 Feuerwehrfahrzeuge und ca. 400 Rettungsfahrzeuge im Einsatz, die mit entsprechenden Daten versorgt werden können.

LESTOR – ein Projekt um Schlaganfallpatienten schnellstmöglich in die richtige Klinik transportieren

Wir sind neugierig, was aus dem von Dirk Sautter vorgestellten Projekt LESTOR wird, dass speziell für den Notfall Schlaganfall entwickelt wurde: Mit einer Leitstellenbasierten Erkennung von Schlaganfall-Patienten für eine Thrombektomie wird die Rettungskette optimiert, um so schnell die richtige Patientenversorgung zu realisieren, in die Klinik zu fahren, in der die Thrombektomie durchgeführt werden kann, um so keine Zeit zu verlieren.

Durch gezielte Fragen der Disponenten erfolgt die richtige Auswahl der Rettungsfahrzeuge

Anschaulich war der von Dirk Sautter abschließend gezeigte Film, was bei einem Notruf – im Idealfall – passiert:

Erkennen eines Notfalls durch Angehörige, hier ein Herz-Kreislauf-Stillstand – wählen der Notrufnummer 112 – Meldung der Leitstelle – Hinweise durch die Leitstelle zur Ersten Hilfe (Herzmassage), während eine weitere Person die Rettungssanitäter an der Tür empfängt – Übernahme der Patientenbehandlung durch die Rettungssanitäter und erste Diagnose – Meldung an die Leitstelle und Krankentransport ins Klinikum, wo der Patient vom Klinikärzten zur weiteren Akutbehandlung übernommen wird. Ca. 1 Stunde nach Auslösen des Notrufes bis zur erfolgreichen Notbehandlung in einer Klinik waren hier vergangen, wobei der Einsatz der Angehörigen ein wichtiger Baustein ist.

Das Video, das einen möglichen Herz-Kreislauf-Stillstand zeigte, beeindruckte alle…

Für die Mitarbeiter der Leitstelle geht es immer um den Faktor Zeit – der ist bei gleicher Erkrankung entscheidend, ob ein Rettungswagen oder der Rettungshubschrauber zum Einsatz kommt.

In unserer Einladung hatten wir unsere Besucher mit der Frage neugierig gemacht, warum eine kleine Notfalldose im Kühlschrank der Patienten hilfreich für die schnelle und gezielte Behandlung sein kann. Mit Unterstützung der AOK konnten wir mit einem Projektförderantrag jedem Besucher des Vortrages eine solche Notfalldose übergeben, in der u.a. Angaben zur Person, einzunehmende Medikamente, Vorerkrankungen, Operationen, Impfungen, Angaben zum Hausarzt und Patientenverfügung hinterlegt werden können. Ein Aufkleber für die Wohnungstür zeigt den Rettungssanitätern an, dass diese Dose in der Kühlschranktür zu finden ist.

Übergabe der Notfalldosen an Alle – ein Projektförderantrag machte es möglich
Die Notfalldose für zu Hause
Der Kühlschrank – den fast jeder besitzt, ist der richtige Ort dafür
Nicht vergessen: Alle wichtigen Daten auch eintragen…