Am 29. Oktober war wieder Weltschlaganfalltag und für uns ein wichtiger Anlass, Prof. Dr. Hubert Kimmig, den Ärztlichen Direktor der Neurologischen Klinik im Schwarzwald-Baar Klinikum zu einem Vortrag einzuladen.
Besonders am Herzen liegt dem Mediziner, dass auffällige Symptome nicht einfach so vorübergehen, sondern immer sehr ernst genommen werden sollten und es für eine erfolgreiche Behandlung auf jede Minute ankommt. Die Betonung liegt dabei auf dem Faktor Zeit. Und sollte es sich tatsächlich um eine eigene Fehleinschätzung handeln, ist das nicht nur eine beruhigende Diagnose. Regel Nummer eins: Besser einmal zu viel in der Notaufnahme gewesen, als zu spät.
Mit dieser wichtigen Aussage ging Prof. Kimmig auf Grundsätzliches ein, wie Symptome schnell erkannt werden, welche Auswirkungen und Folgeerkrankungen ein Schlaganfall haben kann und was überhaupt ein Schlaganfall ist: In den meisten Fällen liegt eine Arterienerkrankung zugrunde, die zu Durchblutungsstörungen im Gehirn führt. Die Auswirkungen sind bekannt – aufgrund mangelnder Sauerstoffversorgung von Nervenzellen kommt es zu Lähmungserscheinungen in Armen und Beinen, zu Sprachstörungen oder zu Sehstörungen. Für jeden gut verständlich, warum Prof. Kimmig die Notwendigkeit betonte, schnell zu handeln, damit das Nervengewebe durch geeignete Maßnahmen möglichst wieder durchblutet wird. Kurzum: In jedem Fall schnell den Notruf wählen – die 112.
Faszinierend sind immer wieder die Behandlungsmöglichkeiten in der Akutphase. Eindrückliche Aufnahme zeigen erstaunenswerte Ergebnisse. Auch die im Film gezeigten Gespräche in Vorbereitung der richtigen Behandlung und Therapie von Betroffenen, die unterschiedliche Symptome mit Lähmungserscheinungen und Sprachstörungen aufweisen, machen den Ernst dieser heimtückischen Krankheit ohne Schmerzen deutlich. Dazu haben wir auch ein Interview mit Prof. Kimmig geführt, das Gespräch können Sie in einem Video verfolgen, dazu den unten stehenden Link anklicken:
Sie gelangen auf die Seite der Überregionalen Stroke Unit und rechts unten finden Sie den Text
Die Initiative Schlaganfall im Gespräch mit Prof. Dr. Hubert Kimmig
> Vortrag zum Thema Schlaganfall
Ein zentrales Thema unserer Veranstaltung war auch der Bezug zwischen Schlaganfall und Corona. Über Monate hatten Betroffene per Mail oder telefonisch immer wieder Fragen an uns gestellt, denen Informationen zu den Zusammenhängen unter den Nägeln brannten. Es gab reichlich Gelegenheit während des Vortrages, detaillierte Informationen von unserem Experten zu erfahren. Ein wichtiges Thema war für viele auch das Impfen. Prof. Kimmig bestätigte einen Bezug zu Corona: die Sinusvenenthrombose, die eine mögliche Nebenwirkung der Impfung sein kann. Anders als bei den Arterienerkrankungen sind hier die Venen betroffen. Venen sind dünnwandige große Blutgefäße und es kann auch hier zu Verstopfungen kommen, die allerdings nicht schlagartig, sondern manchmal über zwei bis drei Wochen hinweg allmählich entstehen. Auswirkungen sind starke Kopfschmerzen. ABER: Treten diese Symptome nach einer Covid-19-Impfung auf, kann das heute sehr gut behandelt werden. Und wichtig ist zu wissen, dass nur zirka ein Prozent der Schlaganfälle dadurch hervorgerufen werden.
Viele Fragen beantwortete Prof. Kimmig, die uns im Zusammenhang mit Covid-19 und Schlaganfall berühren. Seine eindeutige Antwort auf die Frage, wie jeder von uns das Risiko einer Covid-19- Erkrankung reduzieren kann: „Holen Sie sich nach 6 Monaten die Booster-Impfung ab“. Und das sollte jeder berücksichtigen: Natürlich kann man sich auch als Geimpfter infizieren, natürlich kann man auch das Virus übertragen, aber die Krankheitsverläufe sind in den meisten Fällen leichter, wie die Statistiken der Zahlen eindeutig zeigen. Und um möglichst nicht als Überträger zu fungieren, sollte es weiter heißen: Abstand halten und Maske tragen – im eigenen Interesse und in dem der Anderen.
Prof. Kimmig verwies auf weitere Impfungen, wie die gegen Grippe, Gürtelrose oder Pneumokokken – auch sie sollten nicht vergessen werden. Jedoch empfahl der Mediziner, dass im Allgemeinen einen Abstand von vier Wochen zwischen den Impfungen eingehalten werden sollten.
In eigener Sache:
Wichtige Anmerkung und Ausblick: Wer von unseren Gästen, die in den vergangenen Jahren so zahlreich unsere Veranstaltungen besucht haben fragt, warum es keine Info unsererseits gab, weder per Mail noch in der Presse. Nein: Sie haben nichts übersehen.
Gern hätten wir zum Ende dieses Jahres unsere Tradition mit monatlichen Expertenvorträgen weitergeführt. Wir hatten das Glück und die Zusage, im Klosterhof Villingen-Schwenningen den schönen und großen Veranstaltungsraum nutzen zu können. Auch wir waren im Sommer noch optimistisch und hofften, aufgrund der Impfmöglichkeiten für alle Menschen – außer den Jüngsten – dass wir unsere geplanten Veranstaltungen für die kommenden Monate wiederbeleben können.
Es kam anders: Der Tag unserer ersten Veranstaltung musste mit sich fast täglich ändernden Maßnahmen geplant werden, das Virus und die Pandemie grassierten wiedermal, und jetzt in einer bisher nicht erlebten Geschwindigkeit. Kurzum: Wir planten die erste Veranstaltung mehrfach um und konnten letztendlich und wollten auch nur im wesentlich kleineren Kreis eine Veranstaltung verantworten – mit 2 G, mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz. Und wir sagen allen denen auch DANKE, dass sie sehr rücksichtsvoll miteinander umgegangen waren und jeder sich und andere schützte.
Selbstverständlich ist unser Ziel, dass wir wie früher monatlich Expertenvorträge anbieten können, zu denen alle, ob Betroffene, Familienangehörige oder Interessierte unangemeldet kommen können. Und natürlich wie immer kostenfrei. Drücken wir uns gemeinsam die Daumen, dass das wieder gelingen kann. Wir haben es auch ein großes Stück selbst in der Hand. Bleiben Sie alle gesund. Wir melden uns wieder- ganz bestimmt.