Fortschritte der Medizin bei Diagnose und Heilung
Lange hat ein winziges Virus – allgemein als Corona benannt – Menschen in einen üblen Würgegriff genommen. Inzwischen hat es an Aggressivität verloren. Trotz vermeintlich überstandener Erkrankung oder ehemals leichtem Verlauf leiden heute viele Menschen unter gravierenden Nachwirkungen, die ihre Lebensqualität massiv beeinträchtigen.
Um mehr über gesicherte Symptome und Behandlungsmöglichkeiten zu erfahren, hatte die Initiative Schlaganfall Dr. Peter Hannemann mit dem Vortrag „Long Covid – Was ist heute über die Erkrankung bekannt?“ eingeladen.
Vor allem geht es darum herauszufinden, ob die zwar typischen Beschwerden auch die Ursache für Long-Covid sind, deren Hintergründe zu verstehen und wie Therapien individuell angepasst werden können.
Wichtig zu wissen: Die Übertragung der Corona-Infektion geschieht nur über die Atemwege und das bedeutet auch: Masken schützen. Desinfektionsmittel waren sicherlich gut, haben aber gegen Corona keinen Schutz gebracht, weil die Atemwege das Entscheidende sind und deshalb gilt die Maske als hervorragender Schutz gegen dieses Virus.
Die aktuelle Mutation – Omikron- hat mit dem ursprünglich aus China stammenden Virus wenig zu tun. Die Ansteckungsgefahr ist viel größer aber sie ist ungefährlicher. Die heutigen Symptome sind sehr unterschiedlich, manch Patient hat gar keine Symptome, andere haben Gliederschmerzen, Fieber, oder eine Lungenentzündung.
Das Ursprungsvirus braucht ca. 8 Std. um in die Wirtszelle zu gelangen, das Omikron- Virus braucht nur 15 Minuten. Allerdings ist auch die Ansiedlung eher im oberen Bereich der Atemwege, was die Gefährlichkeit abschwächt. Genauso ist auch die Wirkung der Impfung – die Erkrankung verläuft nicht so schwer. Nach 3 Impfungen war der Schutz vor Ansteckung der Delta-Variante 86%, bei der Omikron-Variante nur 50%, aber der Schutz vor schwerer Erkrankung ist hoch. Und es gilt laut RKI: Wer älter ist oder zu einer Risikogruppe gehört, sollte die Impfung jährlich wieder auffrischen.
Der Chefarzt und Leiter der Fachklinik für Pneumologie in der Espan-Klinik in Bad Dürrheim, Dr. Hannemann: „Patienten mit Long-Covid brauchen eine intensive Betreuung, Hausarzt, Facharzt, psychologische Betreuung, Rehamaßnahmen und ein gutes soziales Netz. Leider ist die Ursache von Long-Covid noch nicht geklärt und damit ist der Ansatzpunkt für eine Behandlung schwierig.
Mit Long-Covid sind mehr als 200 Symptome beschrieben, die Hauptprobleme lassen sich in 3 Gruppen zusammenfassen: Fatigue (Erschöpfungszustände), Luftnot bei Belastung obwohl Röntgenaufnahmen der Lunge und Lungenfunktion völlig normal sind und kognitive Störungen mit Konzentrations-, Gedächtnis- und Wortfindungsstörungen – alles Erscheinungen, die man nicht mit einer Tablette angehen kann“.
Die wichtigste Maßnahme bei Fatigue ist die Vermeidung von auslösenden Belastungen von Erschöpfungszuständen. Ein Tagebuch für den Patienten, in das er vormittags, nachmittags und abends jeweils seine Beschwerdeintensität einträgt und dazu notiert, welchen Belastungen körperlicher, psychischer oder mentaler Art er ausgesetzt war, hilft die Auslöseschwelle einzugrenzen und seine Aktivitäten so einzuteilen, dass er mit seinen Reserven haushalten und gut über den Tag kommen kann.
Ein ganz großes Problem für Patienten mit Long-Covid ist allerdings oftmals die fehlende Akzeptanz der Angehörigen und auch Kollegen, weil man ja äußerlich nichts sieht – hier ist Unterstützung gefragt, aber auch eine andere Einstellung zur Krankheit.