Prof. Dr. med. Paul Graf La Rosée, Direktor der Klinikfür Innere Medizin II: Onkologie, Hämatologie, Immunologie, Infektologie und Palliativmedizin

Forum Initiative Schlaganfall im Februar

„Wann kommt das Immunsystem aus dem Tritt?“

Ein gesundes Immunsystem schützt den Körper und sorgt für Wohlbefinden. Was aber, wenn es aus dem Tritt kommt? Warum kann das passieren und welche Kettenreaktionen können ausgelöst werden? Für Aufklärung hatte die Initiative Schlaganfall den Direktor der Klinik für Innere Medizin II eingeladen. In seinem Vortrag „Wann kommt das Immunsystem aus dem Tritt“ gab der Mediziner Paul Graf La Rosée überraschende Einblicke in Situationen, in denen das Immunsystem aus den Fugen geraten kann. Auch auf die Frage, ob der Mensch selbst Vorsorge treffen und sich schützen kann, gab es Antworten. Letztendlich ging es auch um das Thema Schlaganfall. Hat das Immunsystem darauf Einfluss? Der Vortrag versprach nicht nur eine spannende Reise ins Innere, sondern beinhaltete Antworten, inwieweit lebensbedrohliche Erkrankungen vom Immunsystem abhängig sind und wie wir selbst Einfluss nehmen können, auch dass mit der rasanten Entwicklung in der Medizin – gerade in den letzten Jahren – neue gezielte Therapieformen Leben retten können – das was vor einigen Jahren noch als unheilbar galt.

Das Große Blutbild gibt auch Hinweise für eine Immunerkrankung geben

Prof. La Rosée: „Wir Ärzte lernen gerade zu verstehen, wie die Botenstoffe des Immunsystems – die Zytogene – genutzt werden können, um Organschädigungen zu minimieren, diese auch beim Schlaganfall zu nutzen, damit Gewebsschädigungen kleiner werden. Die Haut ist unsere erste Immunbarriere, sie schützt uns vor eindringenden Keimen, sie gibt aber auch Signale, wenn man sich beispielsweise schneidet. In dem Fall muss das Immunsystem sofort aktiv werden, damit eindringende Keime am Weiterwandern gehindert werden. Das Immunsystem muss man als ein System verstehen, das jede Zelle des Körpers mitreguliert, ob das die Haut ist, das Gehirn, Blutgefäße, die Leber oder Knochen sind.“

Angeborene Immunität und erworbene Immunität sind lebenswichtig

Die zweite Linie der Verteidigung: Von den körpereigenen Lymphzellen wird erkannt: das ist von außen, das gehört uns nicht, vermehrt euch, erkennt dieses Muster und wenn das nochmals erkannt wird, seid ihr sofort da und helft, das ist erlernte Immunität,

Aber es gab auch eine wichtige Erkenntnis: Mit dem Alter nimmt die Aktivität der Zellen, die etwas als fremd erkennen, ab – die Immunerschöpfung, hier sind Impfungen in vielen Fällen notwendig.

Aufmerksame Zuhörer – ein gesundes Immunsystem ist nicht nur für Ältere wichtig

Prof. La Rosée: „Heute entnehmen Ärzte körpereigene Zellen, diese werden durch Gentechnologie so beeinflusst, sodass diese wieder lernen, beispielsweise Krebszellen zu attackieren. Durch eine Kombination von Immuntherapie, zielgerichteter Behandlung, Chemotherapie und Stammzellentransplantation können heute viele Krebserkrankungen geheilt werden.“

Bei vielen älteren Menschen wird die Entzündungsaktivität deutlich erhöht. Einflussfaktoren, um erhöhte Entzündungsaktivitäten zu verringern: Weniger Körperfett, Vermeidung von Bewegungsmangel und Schlafstörungen, von schädlicher Alkoholkonsum, Stress und Nikotin. Eine ausgewogene Ernährung, Frischluft, ein BMI kleiner 25, 30 Minuten am Tag Sport zum „Nass-Schwitzen“, sind dagegen sehr hilfreich.

Die Immuntherapie hat besonders in den letzten 20 Jahren große Fortschritte gemacht…

Ein gutes Familienleben reduziert Entzündungen, gutes Mitaneinander, Achtsamkeit und gutes Essen reduzieren Krebserkrankungen und kardiovaskuläre Erkrankungen

Prof. La Rosée: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Immunsystem das komplexe Zusammenspiel von angeborener und erlernter Immunität ist, die Immunkompetenz wird durch Erkrankungen, Therapien, Alterungsprozesse und Lebensstil sehr stark beeinflusst.

Die effektive Immunantwort des Körpers braucht viele komplexe Dinge, wie das richtige Antigen – das Erkennungsmerkmal für die Immunzelle, eine vernünftige Toleranzregulation, damit das Immunsystem nicht eigene Körperstrukturen bekämpft, es braucht Verstärker und ein durchlässiges Gewebe, damit die Immunzellen an die richtigen Stellen kommen kann. Die Aussicht für Schlaganfallpatienten: Es wird aktuell untersucht, ob man bei bestimmten Regionen des Gehirns das körpereigene Abwehrsystem unterdrückt, um Gewebsschädigungen zu verkleinern.

Wie können unser Immunsystem auch stärken…