Dr. Matthias Fellhauer, Direktor der Apotheke im Schwarzwald-Baar Klinikum hatte als Ziel seines Vortrages die Frage gestellt: „Was kann ich selber dazu beitragen, dass ein Medikament wirkt und dass ich es auch gut vertrage?“ Da ist es hilfreich zu wissen, wie das Funktionsprinzip der verschiedensten Medikamente ist. Ein Mangelausgleich kann durch Vitamine oder Mineralstoffe erfolgen, Antibiotika können gesunde Körperzellen von Bakterien unterscheiden und „killen“ nur diese. Andere Medikamente, wie die gegen Krebserkrankungen, Bluthochdruck, Schmerzmittel oder Psychopharmaka haben einen komplizierte Wirkmechanismus:
Dr. Fellhauer erläutert: „Da gibt es das sogenannte Schloss – Schlüssel – Prinzip. An der Oberfläche von Körperzellen sind Strukturen, die als Rezeptoren bezeichnet werden – sie sind das Schloss und über dieses Schloss können Botschaften in die Zelle gelangen. Arzneimoleküle schwimmen im Körper herum und können auf den Rezeptor gelangen und dann ihre Wirkung entfalten. Zum Beispiel würden bei einem Asthmamedikament die Bronchien erweitert und der Patient kann wieder gut und frei atmen – die erwünschte Wirkung. Wenn aber die Arzneimoleküle einen anderen vergleichbaren Rezeptor findet, kann das zu unerwünschten Nebenwirkungen führen“.
Es gibt eine Vielfalt von Arzneimittelformen, nicht nur Tabletten und Kapseln, sondern auch Tropfen, Sprays, Ampullen, Infusionsbeutel, Injektionsspritzen, Salben, Cremes und Schmerzpflaster. Alle haben aber eines gemeinsam: den Wirkstoff, der dem Körper helfen soll. Hilfsstoffe – bei Tabletten Füllmittel, Fließmittel, Sprengmittel, Farbstoffe auch Aromastoffe – sie dienen dazu, den Wirkstoff genau an die Stelle zu transportieren, wo sie gebraucht werden, im Gehirn, in den Gelenken, im Herz oder an den Ort, wo Bakterien sind. Tablettenüberzüge sollen bewirken, dass ein Wirkstoff über einen längeren Zeitraum abgegeben werden, er schützt den Wirkstoff aber auch vor Licht und Feuchtigkeit.
Und dann gibt es auch die Nachahmerprodukte oder auch Generika. Dr. Fellhauer: „Diese Medikamente haben die identischen Wirkstoffe wie Originalmedikamente, lediglich die zugesetzten Hilfsstoffe können geringfügig abweichen. Sie brauchen also keine Angst zu haben, dass diese Arzneimittel nicht so gut sind“.
Ganz wichtig sind die folgenden Dinge, die man beachten muss:
– Das angegeben Verfallsdatum ist kein Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern nur bis dahin wird garantiert, das mindestens 90% des Wirkstoffes noch vorhanden sind und dass es keine giftigen Abbauprodukte gibt, danach also das Medikament nicht mehr verwenden..
– Der angegebene Einnahmezeitpunkt – morgens – mittags – abends – zur Nacht, vor dem Essen oder nach dem Essen ist immer Teil der Verordnung und muss eingehalten werden und dann natürlich auch, dass eine ausreichende Flüssigkeitsmenge zum „Transport“ von Tabletten oder Kapseln geschluckt wird. Eindrucksvoll waren kurze Filme, die zeigten, dass es mindestens 50 ml – ein halbes Glas – sein sollte, sonst bleiben Tabletten in der Speiseröhre kleben und gelangen nicht in den Magen und der Wirkstoff gelangt nicht an sein Ziel.
– Häufige Fehler, die man unbedingt vermeiden sollte, betreffen falsche Lagerung – wo kühl Lagern draufsteht, sollte der Kühlschrank benutzt werden, Säfte vor Gebrauch unbedingt geschüttelt werden und Aufbrauchfristen nach dem Öffnen nicht überschritten werden. Aber es kommt unbedingt auf die richtige Dosierung an. Dr. Fellhauer: „Eine zu hohe Dosierung kann unerwünschte Nebenwirkungen erhöhen, gerade bei Blutverdünnern kann es leicht zu verstärkten Blutungen kommen.“
Zum umfangreichen Beipackzettel gab es ebenfalls interessante Informationen. Wenn draufsteht, dass das Risiko von Nebenwirkungen „sehr häufig“ ist, bedeutet das, jeder 10. Patient kann davon betroffen sein, heißt es „gelegentlich“ betrifft das 0,1-1% der Patienten. Anschaulich auch der Bezug auf „sehr selten“: weniger als Einer von Zehntausend sind betroffen – bezogen auf den Schwarzwald-Baar-Kreis mit rund 210.000 Einwohnern könnten 21 Patienten von derartigen Nebenwirkungen betroffen sein.
Zum Schluss gab es noch ein paar Tipps von Dr. Fellhauer:
Einmal jährlich sollte man den Hausarzt fragen, ob manche Medikamente nicht mehr nötig sind, ob es Kombinationspräparate gibt, die die Anzahl von Medikamenten reduzieren können und in einem Gespräch Therapieziele festlegen. Möglicherweise kann man auch so Arzneimittel reduzieren. Vom Apotheker gab es die Empfehlung, sich eine Stammapotheke zu wählen, dort weiß man, bei welchen Medikamenten es Wechselwirkungen geben kann. Im Einzelfall ruft man auch den Arzt an, um Unstimmigkeiten auszuräumen. Benötigt man zusätzliche Informationen, hilft das regionale Arzneimittelinformationszentrum der Landesapothekenkammer, dort gibt man Antworten auf Fragen rund um die Arzneimitteltherapie – Kontakt für uns: raiz@sbk-vs.de
Ein abschließender Wunsch von Dr. Fellhauer in seinem Vortrag: „Ein aktueller Medikationsplan kann eine große Hilfe beim Aufsuchen der Notaufnahme sein: mit dem Wissen der Medikamente kann viel gezielter eine Diagnose gestellt und die Therapie darauf eingestellt werden“. Prof. Dr. Bernhard Kumle und sein Team in der Notfallaufnahme im Schwarzwald-Baar Klinikum wissen das zu schätzen.